Ich sitze in meinem Vorgarten und genieße das Leben. Die Sonne scheint und es geht mir gut. Und ich denke an das Gespräch, was ich heute mit einer Kollegin hatte. Dass wir teilen müssen.
Tausende Menschen ertrinken jedes Jahr, weil sie sich auch ein Leben wünschen, das nicht von Krieg und Hunger und Armut bedroht ist. Für sie ist das, was ich lebe, vergleichbar mit dem Paradies. Ich erzählte meiner Kollegin von der Arbeit meines Großvaters direkt nach dem Krieg. Er war der erste in unserem Dorf, der entnazifiziert wurde (was für ein Wort!), weil er alles war, alles, aber kein Nazi. Dafür bin ich heute noch dankbar!! Jedenfalls wurde er sofort für die Verteilung der Flüchtlinge eingesetzt, er kannte doch jeden und alles und wusste, wo Wohnraum „übrig“ war, wo noch jemand reinpasste, auch wenn es eng wurde.
Und er hat mir von den Reaktionen erzählt, von der Ablehnung, von dem seltenen Willkommen, von dem teilen müssen.
Darüber sprach ich mit meiner Kollegin. Wir werden teilen müssen. Die Insel Europa kann ihren Wohlstand nicht für alle Ewigkeiten für sich behalten.
Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll. Ich verstehe nichts von Wirtschaftsfaktoren und Globalisierungsmechanismen. Aber angesichts der Menschen, die aus Verzweiflung über ihre Lage zu uns kommen, weiß ich nur eins: wir werden teilen müssen.