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umgezogen

Nun bin ich also umgezogen. Die Bilder zeigen, was von meiner alten Wirkungsstätte übrig geblieben ist, nämlich herzlich wenig. Mein neues Büro ist doppelt so gross und echt klasse, endlich keine Klimaanlage mehr, endlich Fenster, die man öffnen kann. Ich sitze direkt an einem Weiher, ich höre Enten und Graugänse, ich höre entfernt Stadtgeräusche, es ist wunderbar. Davon mehr dann am Montag. Bisher nur das alte, verlassene:

Das war die Aussicht von meinem Büro in das Zimmer der „Jungs“, die sich um die Computer und die Drucker kümmerten. Die schnelle Hilfe leisteten. Das war 10 Jahre meine Welt. Und ist es nun nicht mehr. Komisches Gefühl. Wirklich komisch.

Beamtenglück

So, ich habe also jetzt eine neue Stelle, und zu dieser neuen Stelle gehört auch ein neues Büro. Wir, d.h. meine neuen Kolleginnen und Kollegen, ziehen nämlich um. Wir ziehen da hin, wo ich vor 16 Jahren in dieser Behörde angefangen habe. Ich kann es vor Glück noch gar nicht fassen, weil ich mich dort so wohl gefühlt habe. Sogar der Pförtner war noch der alte!!

Wenn ich aus dem Bürofenster blicke, dann sehe ich einen Park mit einem Teich und Schwäne, Enten und Gänse.

Heute waren wir dort gewesen und haben die Zimmeraufteilung und das Mobiliar besprochen, ich hätte die ganze Zeit frohlocken können, so habe ich mich gefreut. Aber das beste an der ganzen Sache ist das absolut behördenmäßige Treppenhaus. Mein Zimmer geht nämlich auf das Treppenhaus hinaus.

Niemand, der so wie ich in grauer Vorzeit Beamte gelernt hat, kann sich vorstellen, wie glücklich mich das macht. Haltet mich für meschugge, aber ich liebe dieses Behördenfeeling, ich liebe es einfach. Es macht mich froh und zufrieden ;-))))

Beamtenzufrieden eben ;-))

Bäumchen wechsel dich!!

Nun ist es amtlich, ich verlasse die EDV. 20 Jahre sind wahrlich genug. Ich habe die Pionierzeit mitbekommen, wir haben die Netze noch per Hand verlegt!! Das war eine schöne Zeit. Damals gab es das Internet noch nicht. Den ersten Internetanschluß in unserer Behörde hatte ich. Boah war das seine spannende Zeit! Die Anfänge der weltweiten Vernetzung, der internen Vernetzung überhaupt, wir richteten den ersten Serverraum unserer Behörde ein. Eine wirklich spannende und klasse Zeit, die ich nicht missen möcht.

Doch wie bin ich überhaupt in die EDV gekommen?

Nun, eigentlich wollte ich Chemikerin werden. Schon als kleines Mädchen bettelte ich meine Großmutter an, mir einen Chemiebaukasten zu schenken. Eines Tages kam sie mit so einem Ding nach Hause. Ich glaube, sie hat es bitter bereut, denn fortan stank es in ihrer Küche oftmals gar fürchterlich und sie hatte Mühe, die Reste meiner Experimente aus dem Steingutwaschbecken zu entfernen.

Danach hörte es mit meiner Karriere als jüngste Chemieprofessorin Deutschlands abrupt auf. Ich schwenkte um auf Medizin. Ich wollte die berühmteste Gehirnchirurgin der Welt werden, mindestens. Also bettelte ich nach Büchern über den Körper des Menschen, speziell das Gehirn. Meine arme Mutter hat alle Buchläden abgeklappert, bis sie Bücher fand, die erstens das Gehirn behandelten, zweitens kindgerecht waren.

Ich bin dann auf eine kaufmännische Schule gegangen.

Dort wurde mir bewusst, dass ich nie, niemals Buchhalterin werde. Niemals. Ich hatte in dem Fach zwar eine zwei, denn rechnen konnte ich schon immer gut, aber diesen Wahnsinn mit Buchhalternasen und Soll- und Habenseite und diesen ganzen Kram, nein, das sollte nicht mein Beruf werden. Meine Mutter gab sich damals alle Mühe, sie ging mit mir zu einer Fotografin, als ich unbedingt Fotografin werden wollte. Sie schleppte eine Sozialarbeiterin an, als ich damit liebäugelte. Ich besuchte dann auch noch eine höhere kaufmännische Schule, zwei Jahre, das war die schönste Schulzeit, wie Feuerzangenbowle, Streiche ohne Ende, super Klassengemeinschaft, Treffen nach der Schule, Partys, die ganze Palette.

Dort hatte ich eine Deutschlehrerin, die merkte, dass ich gerne schreibe. Sie gab mir bei den Klassenarbeiten immer ein extra Thema, zu dem ich dann einen Aufsatz schreiben sollte. Mir war gar nicht bewusst, wie leicht mir das fiel und dass ich damit vielleicht einen bestimmten Beruf hätte ergreifen können. Schreiben war wie Blumen gießen, das macht man einfach, das hat nix mit können zu tun.

Sie animierte mich, wo sie nur konnte, aber ich sprang auf diesen Zug einfach nicht auf. Und dann ging es darum, was wir werden wollten. Bankkaufmann, so hieß das damals noch. Wollten alle werden. Wollte ich dann auch werden. Meine Deutschlehrerin redete mir ins Gewissen, Bank sei nichts für mich. Ich sollte mich doch mal als Beamte bewerben, das sei eine Fachhochschulausbildung, das sei was für mich. Nun ja, hinschreiben konnte man ja mal. Sie besorgte mir eine Adresse von einem Regierungspräsidenten, was immer das war und ich schickte also meine Unterlagen dort hin. Und bewarb mich weiter bei allen möglichen Banken und wurde auch zu allen möglichen Tests eingeladen. Sehr zur Freude meiner Eltern. Bankkaufmann sei was “reelles” wie mein Vater immer so gerne zu sagen pflegte. Das sei eine sichere Stelle und man verdiene gutes Geld. Ich bekam dann auch eine Zusage von dem Düsseldorfer Bankhaus Trinkaus & Burghardt.

Da setzte mein Verstand ein. Bankkaufmann?!?!?! Um Himmels Willen! Niemals, das ist ja wie Buchhaltung und die haben bestimmt auch Buchhalternasen und Soll und Haben. Ich habe dann angerufen und abgesagt und als mein Vater davon erfuhr, hat er zwei Stunden am Stück geschrien.

Der Haussegen hing gewaltig schief, bis die Zusage des Regierungspräsidenten kam. Das war 1976. Als meinem Vater dann klar wurde, dass ich Beamte werde, war er mit dem Leben versöhnt. Beamte. Opa war stolz, er arbeitete früher auch auf einem Amt, seine Enkelin wird Beamte, hach war er zufrieden. Die Familie atmete auf, das Kind war gut untergebracht.

So wurde ich also Beamte. Und lernte fleißig Öffentliches Recht, Haushaltsrecht, Baurecht, Wasweißichrecht, arbeitete in verschiedenen Stellen des Regierungspräsidiums und lernt das Behördenleben kennen. Aber nicht unbedingt lieben. Mir war klar, die Ausbildung, die mache ich, werde auch noch ein Jährchen arbeiten, aber dann will ich studieren. Da ich viel mit Recht zu tun hatte, lag Jura nahe.

Nach bestandener Prüfung wurde ich an einen Regierungspräsidenten versetzt, in eine Stadt, die eine Uni hatte, an der man Jura studieren konnte. Ich arbeitete in der Schulabteilung. Landesjugendplan. Dafür muss man geboren sein. Ich war es nicht. Und irgendwann dann sagte ich meinem Chef, einem sehr sehr netten älteren Herren, dass ich studieren möchte. Das ist eine gute Idee, befand er, denn er merkte auch, dass mir das Leben als Schreibtischtäterin einfach nicht lag.

Was mir damals nicht klar war, ich hatte kein volles Abitur, ich dachte aber, mit der Höheren Handelsschule und der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung könnte ich Jura studieren. Das war meine Überzeugung. Mein Chef jedenfalls, die Welt ist klein, ging mit der Leiterin des Studentensekretariates kegeln und als ich mich dann für Jura einschreiben wollte meinte er zu mir, er werde ihr sagen, dass ich käme , damit ich schnell dran kommen würde und wieder zurück ins Büro könne. So was dauere ja mitunter sonst Stunden.

Ich also mit allen Unterlagen in das Studentensekretariat. Die Frau hinter dem Schalter schaute sich alles an und meinte, mir fehle ein Abiturzeugnis. Brauche ich doch gar nicht. Doch, brauchen Sie. Nein, brauche ich nicht. Doch. Nein. Ich war felsenfest überzeugt. Sie rief die Leiterin an, besagte Kegelschwester meines Chefs. Die kam. “Ach Sie sind die Mitarbeiterin von Herrn G.?” Ja. Sie blickte ihre Kollegin an und sagte den für mein Leben folgenschweren Satz: “Das geht schon in Ordnung.”

Jahre später, als ich mich an der FernUni einschreiben wollte, kam das alles raus, ich hätte niemals Jura studieren dürfen, das war ein gigantisches Versehen. Aber da ich es nun mal hatte, wurde mir per Erlass das Abitur zuerkannt. Aber das ist eine andere Geschichte…

Damals aber habe ich das gar nicht begriffen. Eine Welt wäre für mich zusammen gebrochen, ich hätte in dem ungeliebten Beruf bleiben müssen, mit viel Energie das Abitur nachholen. Doch das Schicksal hatte anderes mit mir vor. Jedenfalls stutzte die Frau hinter dem Schalter, zuckte mit den Schultern, waltete ihres Amtes und stellte mir den Studentenausweis aus. Ich war unsagbar stolz, fuhr zurück ins Büro und setzte mich an die Schreibmaschine und tippte einen Brief an das Personaldezernat. Meine Bitte um Entlassung aus dem Beamtenverhältnis. Das war eine regelrechte Befreiung. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass der Haussegen wieder gewaltig schief hing, aber da ich weit weg in einer anderen Stadt wohnte, bekam ich davon nicht so viel mit.

Wie auch immer, ich tauchte in das Studentenleben ein. Fand es unglaublich schön. Merkte aber gar bald, dass das Fach Jura mit diesen vielen Juristen irgendwie nichts für mich gewesen ist. Ich studierte es dennoch halbherzig weiter, was sollte ich schon tun? Ich jobbte nebenher und tingelte auch durch die Welt. Ich genoss das Studentenleben sehr. Bis ich mal wieder einen Job suchte und eine Kommilitonin mir sagte, in einer Behörde suchten sie Studenten für die Arbeit an der Frankiermaschine. 900 Mark. Vier Wochen. Warum nicht.

Da nahm mein Leben wieder eine Wendung, der Personalsachbearbeiter dieser Behörde, es war das Bundesamt für den Zivildienst, sah, dass ich mal Beamte war und da er junge Inspektoren suchte, fragte er mich, ob ich nicht wieder Beamte sein wolle, es sei eine Stelle in der EDV-Abteilung zu besetzen.

So also kam ich zur Computerei. Damals waren das noch Großrechner, auf den Monitoren wimmelte es von grünen Zeichen, Lochstreifen wurden eingelesen, ich begann mich für Computer zu interessieren. Und wollte natürlich mehr als nur eine Verwaltungsstelle in der EDV. Machte eine behördeninterne Weiterbildung als Programmiererin und landete schlussendlich in einem großen Rechenzentrum.

EDV gefiel mir. Nun war ich Beamte und irgendwie doch keine Schreibtischtäterin. Im Grunde war ich Gehirnchirurgin geworden. Ich wurschtelte in Computerhirnen herum. Hätte ich mir damals nie träumen lassen. Und schon gar nicht als Beamte.

Was hat John Lennon gesagt? „Life is what happens while you’re busy making other plans!“

So geht sie also, die Geschichte mit der EDV.

Krankheit im Alter

Nun, das ist ein nicht so leichtes Thema, aber es ist nunmal ein Thema. Nein, ich bin nicht krank, mein Mann ist es. Und zwar so, dass unser gemeinsamer Alltag davon arg betroffen ist. Er hat Sympthome, die einer chronischen Bronchitis ähnlich sind, er bekommt oft kaum Luft. Das schleppt sich jetzt Monate hin, er war bei diversen Ärzten, sogar in einer Lungenfachklinik. Seine Lunge ist soweit in Ordnung, was seltsam klingt, aber so ist.

Was für mich heißt, der gesamte Alltag hängt an mir. Weil er es einfach nicht mehr kann. Er muss tagsüber mit den Hunden gehen, was einerseits gut ist, so hat er Bewegung, was aber andererseits dazu führt, dass er wirklich sehr schlapp ist, weil diese Spaziergänge seine ganze Kraft erfordern.

Meine ganze Kraft ist gefordert, denn natürlich stützt er sich auf mich, was ich im umgekehrten Falle wohl auch täte. In guten wie in schlechten Zeiten. So ist das nunmal.

Nein, es geht mir nicht schlecht damit, ich bin nur einfach oft am Rande meiner Kräfte und brauche alle Energie für mich. Das ist einfach so. Aber auch damit kann ich gut leben.

Er geht jetzt erstmal in Kur, wenn alles klappt. An die See, die soll ja für die Atemwege gut sein. Und ich gehe Ostern zwei Wochen meine Mutter sitten, die nicht mehr alleine leben kann. Mein Vater will zu seinen Enkeln nach Bahrain, er könnte nicht fliegen, wenn keiner bei meiner Mutter wäre.

Ich freue mich auf die Zeit! Wirklich, ich habe so viel erkannt in den letzten Monaten, Jahren, ich habe so viel aufgearbeitet, ich kann jetzt mit Mutter friedlich zusammen sein. Sie ist meine Mutter, ich habe nur diese eine. Sie hatte eine grausame Kindheit und sie hat ihr Leid so oft an mir ausgelebt. All das habe ich verzeihen können. Ich bin frei. Frei für die Zeit, wo sie nur meine Mutter sein kann, ohne Verletzungen und ohne die schreckliche Vergangenheit.

„Dann machen wir es und gemütlich, Kind“, sagte sie jetzt am Telefon zu mir. Das Kind ist erstens 50 und zweitens sieht diese Gemütlichkeit so aus, wie genau sie die bestimmt. Aber das ist eben so.

Es ist meine Mutter.

Und bei allem, was sie verbockt hat, was sie an mir ausgelassen hat, was ich ihr vorwerfen kann, sie war es, die mich auf diese Welt gebracht hat.

Wir hatten es nie leicht miteinander. Schon wie ich geboren wurde hatten wir es schwer. Sie war 21, als ich geboren wurde, man hatte sie zerschreddert, man hatte sie wirklich gequaelt und dann hat man mich weggenommen, erst nach Tagen kam ich zu ihr und fortan hatten wir es schwer miteinander.

Heute haben wir es leicht. Weil ich ganze Arbeit geleistet habe. Ich habe mir meine Mutter erarbeitet. Und ich habe geschundene Füße, oh Wunder. Ich kann neue Schuhe kaum tragen, weil sie mir sofort alles kaputt machen. Am besten vertrage ich bereits getragene, eingetragene Schuhe.

Und wenn ich meine Mutter besuche, bekomme ich die alten Schuhe von ihr. Es ist, als wolle sie mir sagen, hier Kind, nimm diese, gehe in meinen Schuhen, damit du laufen kannst.

Ich kann in ihren Schuhen wunderbar laufen.

Es ist eben meine Mutter.

Mole People – Tunnelmenschen in New York

Hier gibt es bei Flickr ein Set zu dem Dreh über die Tunnelmenschen. Dieses Thema läßt mich wirklich nicht mehr los. Es sollen von 5.000 bis zu 25.000 Menschen dort unten leben. Angeblich auch Kinder, die unterrichtet werden. Ganze Communities.

Ich weiß es nicht, aber vorstellen kann ich es mir. Auch wenn es gespenstisch ist, so leben zu müssen.