Diese alte Puppe gehörte meiner Schwester, sie ist nun fast 40 Jahre alt und ich weiß noch, wie sie sie immer mit herumschleppte. Den Namen habe ich vergessen, vielleicht fällt meiner Schwester das noch ein, ich werde sie fragen.
Als die Zeit begann, in der ihr die Puppen unwichtig wurden, begann für mich die Zeit, in der mir das andere Geschlecht in einer für mich bis dahin unbekannten Dimension wichtig wurde. Ich verliebte mich.
Ich war so verliebt, dass ich mir ein Leben ohne dieses Gefühl nicht mehr vorstellen konnte. Alles wurde unwichtig und nur „DER“ Mann war noch wichtig. Naja, also, sagen wir mal, aus heutiger Sicht, der Jüngling ;-))
Geigenmusik, ich glaube, ich habe wirklich Geigenmusik gehört! Jedenfalls habe ich ihn grenzenlos bewundert und fand ihn absolut unbeschreiblich, fand ihn toll, umwerfend, unglaublich. Er mich auch, wie er mir damals mit nicht weniger leuchtenden Augen sagte, was mir ein solches Gefühl im Bauch verursachte, bei dem selbst die größte und schrecklichste Achterbahn mit 344 Loopings nur noch als müder Abklatsch bezeichnet werden kann.
Jedenfalls stieg ich heute morgen mit einem jungen Mann in den Zug und es dauerte eine Weile, bis ich ihn erkannte. Der Sohn meines einst in meinen jungen Jahren Angebeteten! Ebenso jung, wie dieser damals war.
Hoffentlich fühlte er sich bei meinem aus der Erinnerung leuchtenden Gesicht nicht von einer alten Frau verfolgt ;-))))))) Ich habe dann versonnen an die Zeit vor 30 Jahren gedacht, DREISSIG JAHRE, ich kann mich ja an nicht mehr viel erinnern, es war eine Jugendliebe, meine erste große Liebe, ich habe bestimmt mehr das Gefühl geliebt als den tatsächlichen Menschen, den ich damals ja noch gar nicht kannte und schon gar nicht richtig wahr nahm. Wir waren halt verliebt, sahen alles rosarot, ich malte mir eine Zukunft aus, sah nur ihn und immer wieder nur ihn und war eben überzeugt, dass ich das beste und begehrteste Exemplar abbekommen hatte, was möglich war.
Nun, als die Schmetterlinge im Bauch mich verlassen hatten, als die Realität Einzug gehalten hat und damit die rosaroten Glasbausteine von meinen Augen abfielen, sah die Welt schon ganz anders aus und wie das im jugendlichen Alter so ist, man verliebt sich und man entliebt sich.
Und heute Morgen also trat mir meine Vergangenheit entgegen, ich habe mich gerne zurückerinnert, was war das damals doch eine unbeschwerte Zeit. So unglaublich unbeschwert, der Himmel hing voller Geigen, alles war möglich, das Leben war ein einziges spannendes Erlebnis und wir bleiben eeeeeeewig zusammen…
;-))))
Lange ist es her. Und unbeschwert ist so vieles nicht mehr. Ich muss an Monikas Worte denken, sie wünsche sich, mit ihren Töchtern noch einmal so viel Lebensfreude zu haben wie die Darstellerinnen in dem neuen Kinofilm Mama Mia.
Und ich? Ich denke oft an die Zeit bei meinen Großeltern zurück, das war für mich die unbeschwerteste und glücklichste Zeit meines Lebens.
Naja, bis auf das Gefühl mit den 344 Loopings…
;-))