Monat: August 2007
Damals
Panta Rhei hat schon recht, das Foto ist nicht besonders, aber darum mache ich ja auch einen Kurs bei ihr! Mir ging es um den Bubikopf, den ich bei Aldi im Angebot gefunden hatte. Eigentlich gehen wir gar nicht nach Aldi einkaufen, weil es so ungünstig liegt, doch diesmal hatten sie ein bestimmtes Angebot und dort sah ich dann auch den Bubikopf. Und musste an die Zeit denken, als ich als junge Studentin nach Köln gezogen bin. Damals.
Es ist jetzt länger her als ich alt war, also mehr als mein halbes Leben bisher, kaum vorstellbar, aber so ist es. Und doch kann ich die Bubikopfgefühle noch fühlen. Sehr deutlich sogar. Die Abende in der Wohngemeinschaft, die Gespräche über die beruflichen Wünsche für die Zukunft, der Enthusiasmus, mit dem wir an die Sache gegangen sind, die Träume, die wir in Bezug auf eine Partnerschaft hatten, die grenzenlosen Möglichkeiten, die uns selbstverständlich offen standen, und mittendrin mindestens immer ein Bubikopf.
Damals. Es ist lange her. Ich denke so gerne an diese Zeit zurück, weil sie so unbeschwert war. Jedenfalls für mich. Mir war vieles noch nicht klar, zu vielem konnte ich noch keine Position beziehen, einfach weil ich es noch nicht kannte. Und ich konnte in meiner Phantasie alles werden.
Ich habe keine Sehnsucht oder ich trauere dieser Zeit nicht hinterher, es ist eine wunderschöne Wehmut, die mich da befällt, ein Traum von Damals, und wenn ich unseren jungen Auszubildenden sehe, dann muss ich immer lächeln, weil es mich genau daran erinnert und weil ich gerne daran erinnert werde, auch wenn ich froh bin, dass ich heute die bin, die ich bin.
Was mich auch viel Kraft gekostet hat. Aber es hat sich gelohnt. Damals war damals und heute scheint die Sonne!
drei… zwei… eins…
Ok, nicht scharf, aber…
ein wenig ist sie doch zu erkennen, die kleine Maus, die bei uns eingezogen ist. Sie lebt auf dem Balkon unter einem Sofa und wird von uns mit Körnchen versorgt. Vielleicht kriege ich ja mal bessere Bilder hin, doch ich konnte nicht aufstehen und ein Stativ holen, dann wäre sie weggehuscht und so schnell nicht mehr wiedergekommen.
Ist das Internet matriarchal?
Gestern hatte ich eine lange Diskussion mit Panta Rhei über das Patriarchat und über die Tatsache, dass sowohl in der Fotografie als auch der Computerrei Frauen Pionierinnen waren und dann von den Männern verdrängt wurden, als diese begannen zu begreifen, dass man damit sehr wohl Geld verdienen kann und sogar Einfluss ausüben.
Es ist immer die gleiche Geschichte, in diesen patriarchalen Strukturen werden Frauen verdrängt, aber dazu will ich jetzt nichts weiter schreiben, wer möchte, kann sich ausreichend darüber informieren, es gibt genug Literatur und auch im Internet wird sich so manches finden lassen.
Jedenfalls kamen Panta Rhei und ich überein, dass wir in diesem System NICHT bewertet werden wollen. Die patriarchale Frage nach dem „was bringt das denn? rechnet sich das überhaupt?“ wollen wir mit unseren Dingen, die wir herstellen, mit unserer Kunst, mit dem, was unsere Hände Arbeit erstellen, was unsere Sinne sich ausdenken, nicht gestellt wissen. Es ist mir völlig wurscht, ob meine [K]omputerschrottkunst für teuer Geld den Besitzer wechselt, ob ich sie verschenke oder in der Kellerwerkstatt jedesmal das jauchzen kriege, wenn ich sie sehe, ich mache das, weil ES MIR GUT TUT, weil ICH MEINE KREATIVITÄT LEBEN WILL und sie genau DAMIT AUSDRÜCKE.
Und eben, beim Gespräch mit meiner Schwester fiel mir ein, dass uns diese patriarchalen Strukturen aus dem Medium Internet nicht mehr verdrängen können. Wir können unsere Kunst ausstellen, wir können ihr in der Welt einen Raum geben. Diese Galerie, liebe Frauen, wird von keinem Mann geschlossen und auch von keiner Frau, die sich diesen Strukturen andient.
Es ist unser Raum, wir können ihn füllen, mit was auch immer.
Ja, rechnet sich das denn?
Meine Herren, was wir tun, rechnet sich immer, weil wir damit die Welt verändern. Und ich befürchte, der Preis, den ihr dafür bezahlen müsst, wird nicht unerheblich sein.
Allein, es wird noch eine Weile dauern. Aber die Welt ist nicht mehr aufzuhalten.