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dazwischen meine Mutter

An diesen Tag kann ich mich noch genau erinnern, das ist jetzt 40 Jahre her, Oma Berlin, die Mutter meiner Mutter, war zu Besuch, wir sind spazieren gegangen und landeten auf einem Kinderspielplatz im Dorf. Dort führte ich Oma vor, wie gut ich Hängematte machen kann. Ich fühlte mich wahnsinnig erwachsen!!

Wer das Foto gemacht hat, erinnere ich nicht mehr. Ein Fremder? Egal, da bin ich, dann meine Oma. Dazwischen ist also meine Mutter.

Mutter, die zeitlebens unter den Misshandlungen ihres Vaters gelitten hat, und darunter, dass ihre Mutter diese Misshandlungen verheimlichte. Die die Fenster schloss. in der Wohnung in Berlin, damit keiner die Schreie des Mädchens mitbekam.

Die ihre Mutter dennoch liebte. Und Oma hat immer versucht, alles wieder gut zu machen. Die wusste, dass ihr Mann ein Unrecht beging, es dennoch nicht verhindert hat. Sie hat es uns Kindern erzählt. Voller schlechtem Gewissen. Ich habe so viel falsch gemacht, sagte sie immer. Ich habe eurer Mutter so Unrecht getan.

„Das Mädel hat so gelitten“ sagte sie. Und hat es dennoch nicht verhindert. Sie war immer weniger als mein Opa, so lebte sie, so hat sie sich auch dargesstellt. Opa war mehr. War wichtiger. War richtiger. Auch wenn er Unrecht hatte.

Ich habe die letzten Jahe mit Oma im Haus zusammen gelebt. Und meiner schwerbehinderten Tante, der Schwester meines Vaters. Ich habe viel erfahren vom Leben.

Leben ist das, was übrig bleibt, wenn man seine Wunden geleckt hat.

Nein, nicht dass Ihr mich falsch versteht, ich finde Leben schön. Ich lebe gerne. Aber ich weiß auch, es ist immer ein Kampf. Ein Kampf um das, was man ist.

Was bin ich?

Die Frau zwischen Oma und Mutter.

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