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Gelbe Blumen ohne Glasbausteine

Heute Morgen habe ich ein Sträußchen Irgendwas gepflückt. Ich liebe gelbe Blumen, helle gelbe Sommerblumen. Und in meiner neuen Vorgartenecke, dort wo meine Kräuter stehen, machen sie sich besonders gut. Da sitze ich jetzt wieder, lasse mich von einem riesigen Industrieventilator belüften (wenn schon, denn schon) und freue mich an all dem Verwilderten, was ich so habe. Bei mir passt eigentlich nichts zusammen, vielleicht passt es grade deswegen so gut zueinander. Mir sind so viele Dinge so unwichtig. Oben habe ich noch den Teppichboden von meiner Oma Berlin. Die wohnte früher ja oben. Über 30 Jahre ist der alt, echter Berber, der sollte für die Ewigkeit halten und ich glaube, das tut er. Da steht auch noch der alte Nachtspeicherofen mit den dunkelgrünen Kacheln. Der ist mindestens 35 Jahre alt. Da wir eine Ölheizung haben, ist er nicht mehr in Betrieb. Aber ich mag ihn nicht abbauen. Er gehört einfach da hin. Er war schon immer da und er bleibt da.

Mein Haus ist wahrlich kein Designerhaus. Da ist alles unegal und zerbaut. Hier eine Tür weg gemacht, da eine hin gemacht. Dort ein Fenster neu und hier helles Holz an den Wänden. Da dunkles. Unten Putz, oben Klinker. Jede Epoche hat ein Überbleibsel hinterlassen. Alles fügt sich aneinander wie eine endlos wirre Ordnung. Nur um eins bin ich wirklich froh: das die Zeit der Glasbausteine spurlos an diesem Haus vorbei gezogen ist.

Glasbausteine finde ich POTTHÄSSLICH!!

Des Dichters Leid

Ihr müsst ein Weilchen auf mich warten,
ich sitze hier in meinem Garten.
Mein rechtes Bein, das tut mir weh,
genau in der Mitte zwischen Knie und Zeh.
Da biss mir am Sonntag ein Hund hinein,
mitten in mein armes Bein.
Das Mäxchen wollte beschützen mich,
und auch das Bienchen knurrte fürchterlich.
Doch leider hat all das nichts gebracht,
der Hund mir in die Wade zwei Löcher gemacht.
Ich liege viel und tippe wenich,
darum ihr zur Zeit auch nicht seht mich.

lol ;-))))))))

Das Leben in seiner ganzen Fülle

Im Biergarten war es schön, wirklich, richtig schön. Wir haben uns mit einer Familie getroffen, die sich für Funny interessiert, der Sohn hätte sie am liebsten sofort mitgenommen. Dann sind wir mit allen Hunden (die Familie brachte nämlich auch einen mit) spazieren gegangen, was wunderschön war und gut geklappt hat. Ich hoffe sehr, Funny hat dort ein neues zu Hause.

Und dann habe ich mit Hajo das Leben genossen, wir haben uns Geschichten erzählt, ok, meist er mir 😉 und eine Kleinigkeit gegessen und ich habe mein neues Lebensgefühl genossen. Mein hart erkämpftes neues Lebensgefühl. Mein Lalamann, welcher mein Psychologe ist, weil alle Psychologen Lalamänner heißen, weil nur Lalamenschen (natürlich auch Psychologinnen) die Lalasprache sprechen können, mein Lalamann, bei dem ich gestern war, hat mich auf diesem harten Weg begleitet und das Ergebnis war zunächst eine große Erschöpfung und dann machte sich Erleichterung breit. Und ein Ansteigen des Genusses. Ein Biergartenwunsch versus ich-muss-unbedingt-noch-dieses-und-jenes tun. Damit ging es mir richtig gut, so richtig richtig gut.

Ich war dann noch im Dunkeln mit den Hunden, das war toll. Dann kam ich nach Hause, die Süßen bekamen noch jeder einen Knochen und ich legte mich mit meinem Krimi ins Bett. Ich habe den Tag genossen. Es war wie jeder Tag, aber es war ein neues Grundgefühl.

Ich glaube, ich möchte löten.

Erkenntnisse

Oh! Die letzten Tage waren arg erkenntnisreich!! Es ist viel passiert und davon berichte ich morgen. Ich will nämlich jetzt in den Biergarten. Dieses Wetter ist Biergartenwetter. Früher, als ich noch in der Stadt wohnte und jung war (und Single), meine Güte, wie gerne bin ich da in den Biergarten gegangen. Das war doch der Hit!! Biergarten!! Das war klasse. Ich meine, Biergarten ist immer noch schön. Aber nur noch ganz selten. Je älter ich werde, desto schöner finde ich es zu Hause.

Geht das eigentlich jedem so?

Redende Steine

Ich steige jeden Tag an einem ganz alten ausrangierten Bahnhof um, also der Bahnhof ist neu, das ehemalige Bahnhofsgebäude ist sehr sehr alt. Dort wohnt seit vielen Jahren ein bekannter Künstler mit seiner Frau, die daraus ein Schmuckstück gemacht haben. Wenn ich dort auf einer Bank sitze und auf meine Verbindung warte, dann denke ich oft daran, was wohl in dem Haus alles geschehen ist. Es waren vor Jahrzehnten auch Schlafunterfkünfte für Lokführer darinnen. Eine Gepäckaufgabe, ein Fahrkartenschalter, es ist ein riesiges Haus, was es wohl erzählen würde, wenn es denn könnte? Hat ein junger Lokführer dort nächtens mit Liebeskummer gelegen? Haben im Krieg dort Menschen Schutz gesucht? Ist dort eine Frau abgefahren in der Gewissheit, nie mehr zurück zu kehren? Hat dort eine Schulklasse ihre Klassenfahrt begonnen und sind die Kinder aufgeregt dort eingestiegen in Erwartung der Fülle des Lebens außerhalb ihrer vertrauten Umgebung? Hat eine Mutter ihren Sohn dort an die Front verabschiedet und nicht gewusst, ob sie ihn je wieder sieht?

Wenn Steine erzählen könnten, gäbe es ein großes Schweigen auf dieser Welt, denn wir würden nur noch zuhören.

Gesellenstücke

Mein Vater hat Modellbauschreiner gelernt, wahrscheinlich sagt das keinem mehr was. Seine Gesellenstücke standen jahrelang im Keller, er wollte sie fortwerfen, doch mir haben sie so gut gefallen, ich habe sie behalten. Nun habe ich im Rahmen meiner Krativitätssuche damit ein Stilleben gebastelt, oder wie heißt das? Stillleben? Wie auch immer, mir gefällt es. Und die Vasen, die gefallen mir auch.

 

Dean Martin

Er wäre heute, lasst mich rechnen, 89 Jahre geworden, hätte er durchaus erreichen können. Von ihm stammt jedenfalls der geniale Satz

Du bist nicht betrunken, solange du auf dem Boden liegen kannst ohne dich festzuhalten.

Warum ich den genial finde? Weil in diesem einen Satz das ganze Hollywood drin steckt. Ein Satz, der all das ausdrückt, was fehlt, wenn man zu viel hat von dem, was man nicht braucht.

Wirklich genial.

Was weg muss

Gestern, Feiertag (Fronleichnam: von althochdeutsch fron = Herr, liknam = Leib, kirchenlateinisch: corpus christi, offiziell Hochfest des Leibes und Blutes Christi) habe ich angefangen, den Balkon umzustellen, also schonmal alles so hinzustellen, wie es dann aussieht, wenn der morsche Teil abgerissen sein wird.

Wir bekommen von den Nachbarn ja noch Land dazu und dann mache ich einen großen Rasen dorthin, das wird wunderschön, und da kommt dann alles hin, was jetzt noch auf dem Balkn steht, Liegestuhl und so eine Holzgarnitur, zwei Bänke und ein Tisch, was man so in Bierzelten hat.

Jedenfalls gefällt mir der „kleine“ Balkon viel besser, das sieht alles viel gemütlicher aus. Mein Mann ist mit allem gar nicht einverstanden, er hasst Veränderungen. Da ist er wie meine Tante, mit der ich lange Jahre zusammen gelebt habe. Wenn ich ein Bild umgehangen habe, kriegte sie schon die Krise.

Krise hin, Krise her, der Balkon muss ab. Also der morsche Teil. Dieser Balkon hat, wie das ganze Haus, seine eigene Geschichte. Ganz ganz früher war er 2 qm groß. Zwei. Als Opa und Oma das Haus gebaut haben. Und mein Vater erzählte, wie sie an lauen Sommerabenden alle zusammen dort gehockt haben. Wie stolz sie waren, ein eigener Balkon! Der Garten war ca. 1000 qm groß und wo haben sie gehockt? Auf zwei Quadratmetern Balkon! Wie er und seine Kumpels dort Skat spielten. Auf 2 Quadratmetern!! Ging alles.

Tja und dann bin ich in das Haus gezogen. Oma lebte nicht mehr, Opa war schon lange tot. Und dann hat mein Vater mir einen „richtigen“ Balkon gebaut. Über die ganze Hausbreite und 4 Meter tief, also 8 x 4 = 32 qm. Recht groß. Das Haus meiner Eltern stand versetzt nebenan, und irgendwann war mir das Gerenne zu viel und ich schlug vor, lasst uns doch in Eure Hauswand eine Türe einbauen. Gesagt, getan, so hatte das Wohnzimmer meiner Eltern eine Balkontüre raus auf den Balkon.

Fortan fand das Sommerleben dort statt, und irgendwann kam mein Vater auf die Idee, noch ein Stückchen an den Balkon dran zu bauen, 4 x 4 Meter. Der Teil, der den ganzen Tag Sonne hat. Das Bild oben habe ich gemacht, als ich auf diesem Sonnenteil stand. Das wird alles bis zur Hauswand abgerissen.

Darauf freue ich mich wirklich sehr. Denn dann kommt der Müll von unten drunter weg und wir haben einen Rasen. Das ist noch viel Arbeit. Und da wir chonisch pleite sind, wird das auch seine Zeit dauern.

Und als ich gestern in dieser Ecke stand:

da fiel mir alles wieder ein und ich wurde sehr sehr traurig. Wir haben uns da so wohl gefühlt und es war eine wirklich schöne Zeit. Dann verliebte ich mich in meinen Mann und der Horror mit meinen Eltern begann.

Mutter hat das alles zerstört. Sie ist wahrlich eine „böse Schwiegermutter“, sie hat in ihrem Leben fast immer alle Bindungen am Ende zerbrochen, ob es auf der Arbeit war, im Freundeskreis, alles fing euphorisch an und endete meist im Desaster.

So auch hier. Meine Eltern sind dann weggezogen, hätten sie es nicht getan, wären wir gegangen. Mit großen Verlusten, denn das Haus gehörte damals noch meinen Eltern.

Nun ist es mein Eigentum und ich befreie mich von den morschen Teilen. Lustig, das ausgerechner der Teil morsch geworden ist, den meine Mutter in Beschlag genommen hatte.

Ich stand jedenfalls gestern in der Ecke und mich überkam Trauer. Trauer um all das Zerstörte, was nicht mehr repariert werden kann. Nur noch weg gemacht. Weg mit Schaden. Ich habe meinen Vater angerufen und ihm von der Trauer berichtet und gemeint, die wolle ich jetzt mit ihm teilen. Er wurde ganz still. Auch er weiß, wie seine Frau ist. Er hat sich nie dagegen gewehrt. Gerächt hat er sich. Gewehrt nie.

Sein Leben. Ich lebe hier mein Leben und dazu gehört die Trennung von morschen Balkonbrettern. Dazu gehört bald ein eigener Rasen, dazu gehört ein kleines hinzugewonnenes Grundstück. Es wird schön werden, das weiß ich. Hajo wird es auch schön finden, er hasst Veränderungen, aber er war hinterher immer froh. Original wie meine Tante! Mit der ich in der Wohnung hier unten lebte.

Aber das ist ein anderes Kapitel, davon erzähle ich vielleicht morgen.